25 Jahre theater ensemble mit Norbert Bertheau – und das Stück „Einsame Menschen“

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 2/2017)

Vor 25 Jahren hat Norbert Bertheau das Würzburger theater ensemble gegründet.

Auch im neuesten Stück, „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann, spielt er mit 80 Jahren wieder mit, in der kleinen Rolle des Pastors, so präsent wie eh und je.

Hauptmanns frühes Stück zeigt die Konflikte zwischen der konservativ-christlichen Auffassung von Ehe und Familie und einem „fortschrittlich“ freiheitlichen, philosophischen Standpunkt, zwischen einem pietistisch geprägten, gläubigen Weltbild und der agnostischen, aufgeklärten Suche nach einer neuen geistigen Ordnung.

Regisseur Andreas Büettner ließ alles wie in einem Gesprächsdrama ablaufen in einem nahezu leeren Raum mit Stühlen rund um ein zentrales großes Bett-Sofa.

Es beginnt mit einer Taufe; während sich die Großeltern freuen über den Enkel, scheint die junge Mutter bedrückt, unsicher, der Vater mürrisch, uninteressiert, genervt, und der befreundete Maler Braun gefühlsmäßig unbeteiligt.

Schon hier zeigt sich der Riss in der Familie, der sich später noch vertiefen wird. Franziska Wirth als resolute, tief gläubige Frau Vockerat versuchte immer wieder energisch, Harmonie herzustellen, unterstützt von ihrem würdevollen Mann, Gisbert von Liebieg.

Beide kümmern sich rührend um ihre Schwiegertochter Käthe, Annika Förster, oft in Tränen, weil sie sich für überflüssig und dumm hält, ihrem gescheiten Mann in keiner Weise gewachsen.

Kein Wunder: Thomas Schröter wirkte bei seinen unbeherrschten, lauten Ausbrüchen wie ein unreifer Junge, wehrte sich gegen „Einengungen“, betonte seine geistige Überlegenheit, beharrte auf Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit, die nichts einbringt und auch von seinem Freund, Dierk Kählert, für unnütz gehalten wird.

theater ensemble Würzburg „Ein Sommernachtstraum“ im EfeuhofErst als die russische Studentin Anna Mahr zu Besuch kommt, fühlt er Seelenverwandtschaft. Katharina Reich gab sie elegant, kühl, selbstbewusst, beherrscht, spielte aber durchaus mit dem Feuer. Beide träumen von einem „neuen, höheren Zustand der Gemeinschaft zwischen Mann und Frau“.

Doch ein solches „freies“ Verhältnis verhindern die Eltern Vockerat, besorgt um Ehe und Ansehen. Johannes ertränkt sich im See.

Dass Bertheau nun das 25-Jährige mit einem ambitionierten Spielplan feiern kann, war nicht abzusehen.

In seiner Jugend „ein brutaler Theatergänger“, studierte er zuerst einmal Architektur und Psychologie, leckte aber schon bei einem Theaterworkshop in der Toskana „Blut“, und als er dann auf Wolfgang Schulz (+ 2012) traf, zwei Jahre bei ihm spielte, später auch bei Thomas Heinemann im Theater am Neunerplatz, reiften die Pläne für ein eigenes Ensemble.

Das begann in der Sartoriusstraße, und als das Gelände beim ehemaligen Bürgerbräu frei wurde, etablierte er sich hier.

Die ersten drei Jahre waren schwierig, aber dank Unterstützung von Stadt, Sparkasse und Bezirk schaffte er es zu „überleben“.

Sein theater ensemble in der Frankfurter Straße 87 fasst 60, das Studio 30 Plätze, und im Sommer kommen die Vorstellungen im Efeuhof für 120 Besucher und die Sommerbühne für 150 Kinder hinter dem eigentlichen Theater hinzu.

Mittlerweile kann er auf einen „Pool“ von etwa 25 Schauspielern zurückgreifen.

Doch 2016 ist Bertheau 80 geworden – man sieht es ihm nicht an! – und so tritt er jetzt etwas kürzer, hat die Geschäftsleitung Andreas Büettner und Karoline Benker übergeben.

Wir sagen herzlichen Glückwunsch zu der Lebensleistung!

INFO: www.theater-ensemble.net

Bildnachweis: Andreas Büettner

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