Leporello im Gespräch mit Würzburgs neuem Kulturreferenten Benedikt Stegmayer über die Kulturszene der Stadt und anstehende Projekte

von Susanna Khoury (erschienen in Ausgabe 11/2024)

„Herzlichen Glückwunsch meinem heute gewählten Nachfolger Benedikt Stegmayer als neuem Kulturreferenten der Stadt Würzburg. Der Stadtrat hat es wieder einmal spannend gemacht... aber die Würzburger Kulturszene darf aufatmen! Und ich freue mich sehr, dass mein sehr privater Entschluss zum Aufhören nach einer ersten Amtszeit von sechs Jahren nicht das Ende des Kulturreferats bedeutet. Das wäre bitter gewesen und wurde mit einem tollen Ergebnis abgewendet. Freuen wir uns, dass sich diejenigen, die ein Kulturreferat überhaupt für überflüssig erachten, dank vieler engagierter Interventionen aus der Bürgerschaft nicht durchsetzen konnten. Danke dafür! Wir werden einen guten Übergang hinbekommen“, kommentierte Achim Könneke Anfang März die Wahl seines Nachfolgers öffentlich auf Facebook.

Benedikt Stegmayer wurde am 7. März dieses Jahres in einer Stichwahl mit 27 von 50 abgegebenen Stimmen zum Referenten für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft gewählt. Bereits 2023 wurden Stimmen laut, das Kultur- und Tourismusreferat neu zu konzipieren. Etabliert wurde nun ein Zusammenschluss von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft als ein Referat. Seit Anfang August ist der frühere Referent für Kultur und Tourismus der Stadt Bayreuth offiziell in Amt und Würden in Würzburg. Leporello traf sich im September für ein erstes Kennenlern-Gespräch mit dem sympathischen Rosenheimer und erkundigte sich nach seinem ersten Eindruck von der Würzburger Kulturlandschaft:

„Der erste Eindruck ist überwältigend. Zum einen die unglaubliche Fülle und Vielfalt der Kultur in Würzburg, die zudem einhergeht mit einer Qualität, die ihresgleichen sucht“, lobt der zweifache Familienvater die gewachsenen Strukturen in Würzburg. Klar habe er auch schon Herausforderungen detektiert, aber die gebe es überall. Und für ein „großes Fragezeichen“, nämlich die Multifunktions-Arena, das seit Jahrzehnten immer wieder angepackt werden sollte, gab es gleich zu Beginn seiner Amtszeit am 17. Oktober grünes Licht vom Stadtrat. Die Stadt will zu dem 85 Millionen schweren Projekt 34,5 Millionen beisteuern. Die noch klaffende Finanzierungslücke sollen private Investoren schließen. Der Antrag, die Gewerbesteuer in Würzburg für fünf Jahre zu erhöhen, um Gelder hierfür zu generieren, wurde erst einmal vertagt. Die Eröffnung des Leuchtturmprojekts ist für 2028 geplant. Benedikt Stegmayer hält die Multifunktions-Arena für wichtig: „Sie ist für den Kultur-, Wirtschafts- und Sport-Standort Würzburg wichtig. Wichtig für Würzburg als Messe- und Kongressstadt. Die Multifunktionsmultifunktionsarena Arena wird der Stadt einen Schub geben. Sie wird dafür sorgen, dass wir in der Städtekonkurrenz weiter mithalten können. Und daher bin ich froh, dass Würzburg auf einem sehr guten Weg ist, dieses Projekt nun gemeinsam mit externen Partnerinnen und Partnern zu realisieren“, freut sich der 42-Jährige.

Und auch die Sorgen der „Stakeholder“ der Kultur will er gleich zu Beginn zerstreuen, dass durch die Dreiteilung seines Referats die Kultur weniger Aufmerksamkeit bekäme. Im Gegenteil: „Ich sehe das als große Chance für alle drei Bereiche, sie vernetzt zu denken, weil Kultur und Wissenschaft gehören zusammen. Wirtschaft und Wissenschaft sind aus städtischer Perspektive ohnehin ganz eng miteinander verknüpft. Und insofern kann die Kultur davon profitieren. Es kann aber auch im Idealfall ein Wirtschafts- und ein Wissenschaftsstandort davon profitieren, dass man diese Bereiche vernetzt denkt und vernetzt bearbeitet, weil sich hier einfach großartige Synergien ergeben, die in der Vergangenheit vielleicht so noch nicht für die Kultur oder für die anderen Bereiche genutzt werden konnten“, betont Stegmayer.

Als konkretes Beispiel führt er das „Bürgerhaus Versbach“ an, bei dem durch eine etwaige Förderung aus dem „Smart-City-Topf“ die Stadtteil-Bibliothek und das Quartiersmanagement mit seinen Aktivitäten für die Versbacherinnen und Versbacher enorm profitieren würden. Die Entscheidung, ob die Fördergelder hierfür bewilligt werden, fällt Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres. „So würde durch die Verbindung der Bereiche Wirtschaft und Kultur plötzlich ein für alle klar sichtbarer Mehrwert geschaffen – in beiden Bereichen. Und in diesem Fall zudem für den ganzen Stadtteil Versbach“, so der Kulturreferent.

Benedikt Stegmayer, der aus einer Künstlerfamilie stammt, bezeichnet sich selbst als Generalisten, auch wenn er der Kunst und Kunstgeschichte von seiner Biografie her sehr nahestehe. Stegmayer: „Wir haben eine Vielfalt an kulturellen Sparten, die brauchen alle Unterstützung. Ich muss versuchen, die Relevanz für die Stadtgesellschaft oder die Gesamtstadt von allen Teilbereichen der Kultur und von allen dort Aktiven zu eruieren und schauen: Wie kann man das fördern, wie kann man dies unterstützen, wie kann man da eine Weiterentwicklung sichern? Das ist meine Aufgabe. Es geht nicht darum zu sagen, ich habe einen Fokus, das mache ich gerne und der Rest interessiert mich weniger. In Bayreuth, wo ich zuletzt war, haben wir etwa 2020 ein Barock-Opern-Festival neu gestartet, mitten in der Pandemie. Das hatte mit bildender Kunst erstmal wenig zu tun.“ Aber auch ein Generalist hat Vorlieben und so wollten wir von Benedikt Stegmayer wissen, was sein Lieblingsbuch, sein Lieblingskunstwerk, ein Lieblingstheaterstück und seine Lieblingsmusik sind. „Favoriten aus einem Genre sind immer Momentaufnahmen und einem Wandel unterworfen, aber ich will mich nicht um die Antworten drücken“, so der Kulturreferent. „Mein Lieblingsbuch ist wahrscheinlich immer noch ‚Der Mann ohne Eigenschaften‘, da man in diesen Musil immer wieder reinlesen muss. Mein Lieblingskunstwerk ist das ‚Schwarze Quadrat‘ von Kasimir Malewitsch, weil es alles vereint, was die Kunstgeschichte beinhaltet. Ein Lieblingstheaterstück kann ich nicht ausmachen, eher Lieblings-Inszenierungen. Ich
mag beispielsweise Frank-Castorf-Inszenierungen. Und bei der Musik gibt es auch nicht nur die eine für mich: Ich mag Händel-Opern, wenn sie witzig und lustvoll inszeniert sind, aber auch Jazz oder nach einem langen Arbeitstag die Goldberg-Variationen. Ich lasse mich aber auch gern auf Neues ein, das ungewöhnlich oder sogar schräg ist, Tom Waits etwa. Nur Qualität muss es haben!“

Mit Qualität kann die Würzburger Kulturszene punkten... von daher könnten sich Zwei gefunden haben?! 

Bildnachweis: Benedikt Stegmayer

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