Zum 25-jährigen Bestehen gibt das Museum Georg Schäfer Einblicke ins 19. Jahrhundert

von frey (erschienen in Ausgabe 01/2025)

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Schweinfurter Museums Georg Schäfer erhält das Publikum einen umfassenden Einblick in die Schätze von Zeichnungen, die der Sammler Georg Schäfer nach dem Zweiten Weltkrieg erworben hat. Der Bestand umfasst rund 5000 Zeichnungen, Aquarelle, viele Skizzenbücher, Grafiken und Illustrationen, also Arbeiten auf Papier. In einer ersten Bilderlese, die bis 6. Juli zu sehen ist, können Gäste in zwölf Räumen rund 300 Werke betrachten und sich so von der zeichnerischen Bandbreite im 19. Jahrhundert überraschen lassen. Das heißt, von den Entwicklungen im Klassizismus des späten 18. Jahrhunderts über die Romantik bis hin zum Spätimpressionismus um etwa 1930.

Die Blätter umfassen verschiedensten Themen wie Veduten, Naturmonumente, Landschaft, Umwelt, Arbeit, Beruf, Porträts, Religiöses und Mythologie. Die Zeichnung ist dabei keineswegs bloße Nachahmung des Gesehenen, sondern strahlt etwas aus von der Idee ihres Schöpfers. Deutlich wird dies bei den Veduten, wenn der Künstler etwas weglässt oder hinzufügt. Lediglich bei Architekturzeichnungen von Schlössern oder Burgen, meist im Auftrag des Besitzers erfolgt, ist die Realität erfasst.

In den Museumsräumen fordern Fahnen zum genaueren Hinsehen auf: Man soll enträtseln, aus welchem Bild im Saal der vergrößerte Ausschnitt stammt. Man begegnet vielen berühmten Namen, etwa Leo von Klenze mit der Abtei von Monte Cassino und Goethe-Freund Philipp Hackert mit Italien-Reminiszenzen. Caspar David Friedrichs „Ruine Eldena“ ist als religiöse Landschaftsauffassung zu verstehen, sein „Blick auf den Lilienstein“ als Abschied von der Malerei. Die Ansicht der Villa Mills in Rom vom Palatin-Hügel aus in einem dekorativ gestalteten Ornament-Rahmen ist Martin von Wagner gewidmet.

Reisen regten zum Zeichnen an, so zu Bildern von Nürnberg als Zentrum deutscher Romantik. Für Intellektuelle wie Goethe galt Italien als wichtiges Reiseziel. Rudolf von Alt hat hiervon ein buntes Aquarell der Promenade von Santa Lucia in Neapel mit lebendigem Volkstreiben mitgebracht. Adolf von Menzel besuchte eine Ausstellung im Glaspalast in München und verewigte dabei japanische Näherinnen. Während einer Sommerreise entstand eine düstere Bauernküche in Hofgastein. Auf eine eher „anrüchige“ Arbeit weist Carl Spitzwegs Zeichnung „Im Putzmachersalon“ hin - in Wahrheit ein Bordell. Ganz Anderes stellen die Bilder der Nazarener und Deutschrömer dar, nämlich religiös Überhöhtes oder Mythologisches wie das Nibelungenlied. Fast mit der natürlichen, sturmbewegten Umgebung verschmolzen scheint Josef Wopfners „Prozession“. Corinths riesige Kreidezeichnung „Kreuzabnahme/Grablegung“ steigert die Darstellung des toten Christus ins gefühlsmäßig Expressive. Historien-Bilder wie Pilotys „Seni vor der Leiche Wallensteins“ oder von Dietz die „Bilderstürmer der Reformationszeit“ illustrieren dramatische Ereignisse ähnlich wie die sich wild aufbäumenden Pferde von Hoffmann bei der so genannten Sendlinger Mordnacht.

Ein besonderes Augenmerk verdienen die exzellenten Porträts, das bezaubernde Bildnis der Prinzessin Friederike von Preußen von Tischbein, des jungen Arthur Schopenhauer von Caroline Burda oder der italienischen Schönheit der Vittoria Caldoni durch Kestner. Auch Pferde oder orientalische Exotik wurden gerne in Zeichnungen oder Aquarellen dargestellt.

Bildnachweis: Museum Georg Schäfer

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