Der Dachverband freier Würzburger Kulturträger feiert sein 25-jähriges Jubiläum

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 02/2015)

Offenes Atelier mit Skulpturengarten: Der Künstler Klaus Schneider hat auch kleine Kunst-Interessierte bei sich zu Gast.Eigentlich hätten es sich Ralf Duggen, Antje Molz und Berthold Kremmler „einfach“ machen können: Eine große Geburtstagsparty mit Musik und Kunst wäre naheliegend gewesen.

Gewählt haben sie letztlich den weitaus spannenderen Weg.

Denn: Exakt ein Vierteljahrhundert (und zwei Tage) nach der offiziellen Gründung des Dachverbands freier Würzburger Kulturträger begeben sie sich auf Spuren bekannter und vieler bislang unentdeckter „Kulturpunkte“ der Region.

Seit Herbst 2014 wurde die etwas andere „Kultur-Geographie“ betrieben. Die so entstandene einmalige „Landkarte“ können alle Interessierte am 15. März von 13 bis 18 Uhr auf unterschiedlichsten Pfaden erkunden.

Ganze 128 „Kulturpunkte“ zieren den neu angelegten Regional-Atlas. Und der führt mitten hinein ins kulturelle Leben von Würzburg Stadt bis hinaus ins weitere Umland, wo Probenräume, Ateliers, Theater, Wohnzimmer, Werkstätten und sogar Tonstudios für einen Nachmittag ihre Pforten öffnen.

Das Feedback auf eine solche Aktion sei von Anfang an positiv gewesen, so Duggen und Molz. Vor allem die Bildende Kunst sei stark vertreten. Skepsis habe es auch gegeben – gerade unter Musikern.

Schließlich würden Fremde einen „intimen Raum“ betreten. Auch fehlte es an Erfahrung. Events wie „Tage des offenen Proberaums“ habe es schließlich noch nicht gegeben.

Reges Interesse bei der Einweihungsfeier der "Villa Jungnikl". Erst im November 2014 wurde die neue Würzburger Kulturstätte eingeweiht.Obendrein seien sich viele ihres tatsächlichen Knowhows noch nicht einmal bewusst gewesen. Diese „Kulturpunkte“, die direkten Einblick in einen künstlerischen Schaffensprozess geben, sind „zumindest für Musiker etwas völlig Neues“, so Molz.

„Insgesamt ist der entstandene Ausschnitt der hiesigen Kulturszene sehr bunt gemischt“, fasst Duggen zusammen.

Die Idee, nicht nur die „Großen“, sondern auch die „verborgenen Einzelkämpfer-Künstler“ sichtbar zu machen und bewusst keinen Kriterienkatalog anzulegen, ist aufgegangen. Auch „Leporello“ ist ein „Kulturpunkt“.

Ein Blick hinter die Kulissen (am Pleicherkirchplatz 11 in Würzburg) erklärt wie umfangreich und facettenreich die Arbeit eines Kulturverlages ist – angefangen vom Freien bzw. Online-Redakteur bis hin zu den Chefredakteurinnen und Layoutern. Wie entsteht ein Kulturmagazin, ein Veranstaltungskalender oder gar eine Website?

Wie arbeitet eigentlich eine Online-Redaktion? Gemeinsam geht es diesen Fragen auf den Grund. Der Dachverband als Interessenvertretung der freien Kulturszene im Raum Würzburg wurde am 13. März 1989 gegründet.

Norbert Schmelz entführt an seinem Kulturpunkt mit einer Multivisons-Show „Flamenco-Festival“ Würzburg und einer Fotografie-Ausstellung zum Thema ins Spanische.Das Anliegen: Vertreter aus Literatur, Musik, Film und Theater wollten in Zukunft als Einheit gegenüber den Kommunen auftreten. Geschafft wurde einiges. Das Klima hat sich gewandelt. Die Vernetzung, das Bewusstsein und die Offenheit füreinander sind größer.

Kultur könne sich heute leichter entfalten, wenn auch unter veränderten Rahmenbedingungen, ziehen Duggen und Molz Bilanz.

Nun haben die Kreativen mit den „Kulturpunkten“ einen neuen „Schub“ bekommen und auch der in Bayern einmalige Dachverband wagt den Blick über den Würzburger Tellerrand.

„Kultur funktioniert nur mit sehr viel Engagement und Eigenleistung von allen Beteiligten“, mahnt Molz.

„Wir hoffen, dass dieses Format kein Strohfeuer bleibt, sondern hilft, Kultur anders wahrzunehmen.“

INFO: www.dachverband-wuerzburg.de und www.facebook.com/pages/DFWK-Dachverband-freier-Würzburger-Kulturträger

Bildnachweis: Atelier Schneider , Villa Jungnickel. Wengel, Udo Bechmann , Düsseldorf /Köln, Frank Sax, Dachverband freier Würzburger Kulturträger. Illustration Kulturpunkte Uli Spitznagel

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